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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 37.1936

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Hahne, Otto: Burg Lichtenberg
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Beckmann, ...: Die Liebenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35026#0028
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jähe Überfall auf vorbeiziehende Kaufmannszüge wurde in dieser Zeit „des täglichen Krieges" von dort ausgeführt,
und oftmals war sie der feste Punkt, wo nach den Berichten der Fehdebücher die reiche Beute aus den ausgeraubten
Dörfern der Gegner in Sicherheit gebracht wurde.
Noch im Jahre 1518 hatte sie einen kühnen Handstreich der Hildesheimer Bürger wieder glücklich abwehren
können, aber 1552 legten sie die wilden Scharen des Grafen Volrad von Mansfeld in Schutt und Asche. Dieser rauf-
lustige Kämpfer war ein echter Condottieri des 16. Jahrhunderts, der dem Lutherglauben mit Faust und Schwert
zum Siege verhelfen wollte. Seine eigensüchtigen Soldknechte — sie selbst nannten sich „aller Pfaffen Feind" —
hofften in seinem Dienste „mit denen vor Magdeburg (also den Katholiken) die Martinsgans zu essen", als er dem
streng katholischen Herzoge Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel, einem der treuesten Anhänger
des Kaisers Karl V., am 15. Oktober 1552 den Absagebrief sandte. Die festen Burgen Steinbrück, Wendhausen und
Steterburg wurden von ihnen versengt; Seesen und die Staufenburg fielen rasch, Kloster Riefenberg bei Goslar
wurde verbrannt, während die Reichsstadt selbst sich durch große Geldzahlungen und Auslieferung von Geschützen
loskaufte. Durch diese mit Pulver geladenen Kriegswerkzeuge einer neuen Zeit sanken nun sehr schnell, meist in
wenigen Tagen, die hohen Mauern und dicken Türme vieler Schlösser und kleiner Städte in Niedersachsen, die den
Mauerbrechern und den Angriffen mit Sturmleitern so oft erfolgreich widerstanden hatten. Unter den ersten war
unsere Burg Lichtenberg. Die beutegierigen Söldner des Mansfelders raubten sie völlig aus und brannten sie gänz-
lich nieder, so daß nur wenige Hufeisen, Pfeilspitzen, Eisen- und Steinkugeln, einige Tongefäße und grüne Fliesen
bei den Aufräumungsarbeiten gefunden sind. Trotzdem später viele Fuder Steine zum Aufbau der Stallungen
und Mauern der Domäne Lichtenberg abgefahren wurden, sind selbst heute noch die Anlagen der Niederburg (erbaut
um 1400) mit ihren zahlreichen Rundtürmchen und der besonders festen Oberburg mit ihren Nebengebäuden, Brunnen
und Herrenhaus wohl erkennbar. Von dem sechseckigen Bergfried, der 1582 fast ganz vorhanden, 1795 noch 75 Fuß
hoch war und heute als Aussichtsturm eingerichtet ist, hat man nach Norden und Osten eine weite Umschau über
das tief zu Füßen liegende Amt Salder mit seinen schmucken Dörfern und seinen reich gesegneten und wohlangebauten
Feldern. Nach Westen begrenzen die Fernsicht Derneburg und der Wohldenberg, nach Süden über den Wald hin-
weg hinter der Ebene des Jnnerstetales erst die blauen Harzberge.
Auch manche Sagen, die ähnlich sonst von anderen Burgen Niedersachsens erzählt werden, knüpfen sich an
die Burg Lichtenberg. Die tapferen Burgleute sollen ihren Pferden die Hufeisen verkehrt untergeschlagen haben
und konnten so Hafer und Heu, Fleisch und Brot in kriegerischen Zeiten sich immer wieder beschaffen. Andererseits
wehrten sie die Stürme der Belagerer glücklich ab, wenn diese nach den Pferdespuren einen großen Teil der Besatzung
auswärts wähnten. Als dann doch einmal die Feinde eindringen konnten, warfen die Frauen und Mädchen Betten
in den tiefen Burgbrunnen und sprangen hinab. Alle aber wurden unversehrt wieder heraufgezogen, als die Burg-
mannen unvermutet zurückkehrten und die plündernden Eindringlinge niedergeschlagen hatten. Schätze konnte auch
ein Glückskind dort oben in den Ruinen finden, wie jener Mann aus Lichtenberg, der auf dem Heimwege von Alten-
hagen sah, wie in einem Topfe gelbe Erbsen so tüchtig kochten, daß sie über den Rand sprangen. Er nahm einige
mit, die in seiner Tasche zu eitel Gold wurden. Obwohl er sofort zurückkehrte, war in der alten Küche der Burg weder
von einem Topfe noch von den Erbsen etwas zu sehen. Einen unterirdischen Gang soll natürlich auch diese Burg
haben und durch ihn sogar mit der 15 km entfernt liegenden Asseburg, der andern großen Herzogsburg unseres Landes,
in Verbindung stehen.
Wenn die Steine unserer Burg reden könnten, würden sie gewiß noch viel Interessantes von Kampf und Not,
aber auch von friedlichen Tagen und Glück ihrer Bewohner erzählen, während die Blätter der Geschichte nur die
Haupttatsachen aus ihrem Verbundensein mit der Reichsgeschichte zu berichten wissen.

Literatur: W. Havemann: Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg. Erster Band. Güttingen 1856. — P.T. Meier :
Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Wolfenbüttel. Wolfenbüttel 1905. Bd. III, Nr. 2, Seite 340. — O. Hahne: Lichtenberg
und Asseburg. Görges-Spehr: Vaterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten. 3. Auflage von F. Fuhse. — Braunschweig 1925,
Seite 223.

Die Liebenburg.
Von Amtsgerichtsrat Or. Beckmann, Liebenburg.
Hie Liebenburg liegt auf dem östlichen Strange des etwa nordsüdlich streichenden Salzgitter'schen Höhen-
zuges da, wo er mit dem Lewer Berge steil in das von Ost nach West über den Flötepaß in das Jnnerste-
tal führende Quertal abfällt. In dem Ruinenkranze der alten Ritterburg ist das Barockschloß errichtet
worden.
Die Lage des Platzes, von der aus das Vorland des Harzes und die wichtigen Verkehrsstraßen
nach dem Harze und seine Randstraßen beherrscht werden konnten, ließ ihn im Mittelalter für die Anlage einer Burg
besonders geeignet erscheinen. Das dem Berg vorgelagerte Felsplateau bot Platz für den Bau einer großen Feste,
 
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